15.02.2017 Inzwischen sind ein paar Jahre ins Land gegangen, die Barthaare werden dünner und grauer, die winterliche Kälte kriecht intensiver ins dünner werdende Fell und eine Katzenklappe habe ich immer noch nicht erhalten. Doch dank meiner penetranten Sturheit konnte ich die Menschen dahingehend erziehen, daß ich diese kleine Tür gar nicht mehr brauche. Nach dem Motto:" Steter Tropfen höhlt den Stein!" , ging ich meine beiden Menschen so auf die Nerven, daß sie begriffen haben, mein Freiheitsgefühl ist eben stärker als ihrGeiz und ihre Faulheit. Ich machte mir dabei die Gewohnheit beider zu Nutze, daß sie sich viel auf dem Sofa aufhielten. Ein L-förmiges Sofa, mit viel Platz für Opa, Oma und mich. Hier halten wir auch zu dritt Mittagsschlaf ab. Wenn ich nun raus will - und das ist am Tag öfter - dann kratze ich ganz vorsichtig ans Sofa. Manchmal an Omas Seite, manchmal beim Opa. Dabei schreite ich aufreizend gelangweilt um den Sofatisch solange, bis jemand die Gedult verliert, fluchend aufsteht und die Terassentür für mich öffnet. Das mache ich am Tage sehr oft und habe dann die Familie immer gegen mich. Das Spielchen funktioniert nun schon einige Jahre und niemand denkt daran, etwas zu ändern. Naja, manchmal tun mir die beiden Alten schon mal leid, aber diese Lösung haben sie sich eben selbst eingebrockt. Als freiheitsliebender Kater bin ich nun eben gern in der wilden Umgebung meines ausgedehnten Reviers, indem ich mir inzwischen Ordnung geschafft habe. Ich weiß nun wo die fettesten Mäuse leben und in welchen Hecken die Spatzen am leichtesten zu fangen sind. Ja und da kommt nun ein großes Problem auf mich zu: Die Vogelgrippe. Bei uns ist sie nun auch ausgebrochen, d.h. im nahegelegenen Tierpark, da hat sie das fliegende Personal ergriffen. Da diese Viecher eben auch in die nähere Umgebung herumfliegen, so auch über unsere Siedlung mit meinem Revier, besteht die Gefahr, daß sie im Flug über uns ab und zu mal verseuchten "Ballast" abwerfen könnten. Und wenn man dann als armer, nichtsahnender, fußläufiger Kater seinen Inspektionsgang macht und dann getroffen wird, wie peinlich und auch gefährlich. Daß diese Biesster gut zielen können, beweisen sie immer dann, wenn Opa sein Auto draußen vor der Garage zu stehen hat: Platsch, Volltreffer!!! Ja und nun hat man reagiert: Die Stadt verlangt von jedem Karnickel-, Hunde- und Katzenhalter, daß sie ihre Freunde einsperren sollten. Auch mich betrifft das. Der Protest der Tierhalter war aber so stark, daß man diese Forderung etwas abschwächte und den Katzen- und Hundehaltern gestattete, ihre Lieblinge an der Leine herum zu führen. Na daß kam für mich ja nun gar nicht infrage. Auch mein Mensch kam sich bei den Gedanken, eine Leine zu halten, echt dämlich vor. Also blieb es beim Hausarrest. Doch der gewährte genau 1.5 Stunden. Durch rumrennen, auf die Möbel klettern, jaulen und bockig jegliche Leckerli verweigernd, erreichte ich, daß mein Mensch nervlich am Boden liegend nachgab. Entgegen behördlicher Verbote erlaubte er mir einen eingeschränkten Ausgang in mein engeres Außenrevier, aber nicht ohne mich vorher eindringlich und einprägsam zu belehren, wie, wo und wann ich mich draußen bewegen darf. Damit die Sache auch rechtlich durchgehen kann, holte er sein altes Arbeitsschutzkontrollbuch hervor, trug die Belehrung mit Datum und Uhrzeit, sowie den Inhalt dieser fein säuberlich ein. Als Krönung des Ganzen, um diese Aktion auch einen urkundlichen Charakter zu geben, ließ er mich noch unterschreiben. Da ich gerade vor Aufregung in meinen Futternapf getreten bin, war meine Pfote schmierig genug, um eine gut lesbare Unterschrift abzugeben. Ja, und nun ist alles wie früher. Natürlich lasse ich mich bei meinen ausschweifenden Wanderungen nicht gerade von fremden Menschen sehen. Meine Routen führen immer nahe von Sträuchern oder anderen geeigneten Verstecken vorbei. Zwar bin ich meit die einzige Katze, die draußen rumstreunt, aber da kann man eben auch mal verbotenerweise in fremden Revieren wildern gehen. Die Hunde, besonders die kleinen kläffenden Fußhupen, sind völlig von der Straße verschwunden. Welch eine Wohltat. Auch um die Spatzen im Efeustrauch an der Hauswand mache ich vorerst einen Bogen-man weiß ja nie! Zum Schutz vor den Angriffen des fliegenden Pesonals achte ich immer peinlichst darauf, keinen freien Blick nach oben zu haben, d.h. immer abgedeckt durch Gesträuch o.ä. zum Himmel meine Wege ziehen. Im Allgemeinen, sind die vergangenen Jahre ohne viel Veränderungen durch unser Familienleben gezogen. Man ist älter geworden, das Lauftempo wird geringer, die Freizeit weniger, sie wird der Wartezeit in den Arztzimmern geopfert. Auch ich muß hin und wieder mal zum Tierarzt. Naja, Vorsorgeuntersuchung, Männerkrankheiten und so. Wenn es meinem männlichen Menschen nicht so gut geht, bin ich natürlich solidarisch dabei! Dann pflege ich eben auch mein Zipperlein und laß mich bedienen. Die Zeit ist dann immer profitabel für mich. Dann gibt es Sonderzuteilungen an "Schnapperli". Besonders lecker sind die "Hühnerknie", mit denen ich dann verwöhnt werde. Das sind frische Hähnchenschenkel, wovon ich dann immer eins allein verspeisen darf. Roh natürlch! Danach empfinde ich so eine wohlige Fülle in meinem Inneren. Dann suche ich mir eine Ecke und lasse mich in den nächsten Stunden nicht stören. Schließlich muß ich verdauen! Das ist dann auch die Zeit, in der meine armen Menschen Ruhe vor mir haben. Auch sie erholen sich dann. Man merkt es auch, wenn ich geruhe, meine Verdauungstätigkeit zu beenden und ich mich bei ihnen wieder sehen lasse. Sie sind dann viel lieber und ausgeglichener zu mir. In diesen Momenten wünsche ich mir ein weiteres Hühnerknie von ihnen, natürlich nur zu ihrem Wohl. Wie schon erwähnt, wir sind inzwischaus aus einer Familie ein gutes Team geworden. Mühseelig war die von mir hineingesteckte Erziehungsarbeit an den Menschen, aber sie hat sich gelohnt. Man darf als Katze da nicht locker lassen. Einmal von den Menschen gefordert, muß man an die gestellte Forderung stur dran bleiben. Meine Menschen haben inzwischen verstanden, daß es kein Ausweichen gibt und sie immer gut dabei fahren, meine Wünsche zu erfüllen. Dabei entwickelte sich zwischen uns eine eindeutige Körpersprache, die sich im Laufe der Zeit fest eingeschliffen hat. Beispiel: Ich will raus: Kratzen am Sofa, eine Runde um den Tisch und Sitzenbleiben vor den betreffenden Ausgang. Ich will in Opas Spielzimmer: Sitzenbleiben mitten in der Stube, einmal miauen, an der betreffenden Tür "Hochhangeln". Ich habe Hunger: Von draußen reinkommen, schnurstracks zum Freßnapf gehen, davor sitzenbleiben, den Kopf seitlich hängend, traurig wechselseitig zum nächststehenden Menschen und zum Freßnapf schwenkend, Es könnte wieder einmal ein Leckerli geben: Ständig geduldig zum Kühlschrank oder Freßkarton pendelnd, zwischendurch auch kurz auf die Knien hüpfend, manchmal auch ungeduldig miauend. Diese Ansprachen richte ich dann immer an den Menschen, der am ehesten für mich erreichbar ist. Und es funktioniert! Umgekehrt, wenn die Menschen etwas von mir wollen, z.B. Zeitung holen, Zecken ziehen oder auf dem Sofa nur auf meinen mir zugewiesenen Platz schlafen, das verstehe ich noch nicht. Auch haben die Menschen diese Forderungen an mich auch schon längst aufgegeben. Dafür haben sie extra für mich das wärmste Plätzchen der Wohnung - das Fensterbrett - eingerichtet. So einen beheizten Platz braucht man schon im Winter bei diesen Frostgraden. Da könnte ich mich die meißte Zeit des Tages aufhalten. Wenn ich noch vor einem Jahr im Winter die ganze Nacht draußen war, begnüge ich mich neuerdings mit meinem Fensterplatz. Man wird eben alt. In der Hoffnung, daß wir wir noch recht lange zusammen sind und daß die Harmonie mit meinen Menschen weiter erhalten bleibt, verbleibe ich der älter gewordene Kater Willy.
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